MYZELIUM: Liebes Sustainable Thinking Team, bisher unterstützt ihr Unternehmen dabei, transformative Nachhaltigkeitslösungen zu entwickeln. Was möchtet ihr zukünftig anders machen und welche Rolle spielt dabei gemeinschaftsbasiertes Wirtschaften?
Sustainable Thinking: Normalerweise beraten wir Unternehmen in einer klassischen Eins-zu-Eins-Beratung mit dem Fokus auf Nachhaltigkeit. Wir haben gemerkt, dass den Nachhaltigkeitsakteuren dieser Unternehmen häufig der vertrauensvolle Austausch mit Gleichgesinnten fehlt. Ein Setting, in dem sie sich aufeinander einlassen können, um voneinander zu lernen und in vertrauensvoller Gemeinschaft gemeinsam Lösungen für grundsätzliche Fragestellungen zu entwickeln. Aus diesem Grund haben wir die gemeinschaftsbasierten Thinking Circles entwickelt. Hier kommen Nachhaltigkeitsexperten zusammen, die gegenseitig voneinander lernen, sich inspirieren und unterstützen wollen. Sie eint, dass sie das Thema Nachhaltigkeit zum Topthema ihres Unternehmens machen und endlich ganzheitliche Veränderungsprozesse anstoßen wollen.
Ein Thinking Circle besteht aus fünf bis acht Unternehmen, die branchenübergreifend kooperieren. Im ersten Thinking Circle begeben sich acht Unternehmen aus allen möglichen Branchen auf einen gemeinsamen Pfad. Wir schaffen den Rahmen, einen Save Space, in dem die Teilnehmenden die Möglichkeit haben, außerhalb vom Tagesgeschäft kooperativ Lösungen und Handlungsoptionen für grundlegende und transformative Herausforderungen in den beteiligten Unternehmen zu erarbeiten. Jetzt freuen wir uns total, dass es endlich losgeht.
MYZELIUM: Wie funktioniert eine gemeinschaftsbasierte Nachhaltigkeitsberatung in der Praxis?
Sustainable Thinking: Zum einen setzen wir auf die Solidarität zwischen den Mitgliedsunternehmen. Jedes Unternehmen entscheidet nach Selbsteinschätzung, welchen Beitrag sie zu den Gesamtkosten unserer Thinking Circles beisteuern. Wichtig ist, dass die Thinking Circles erst beginnen können, wenn die Gesamtkosten von den teilnehmenden Unternehmen gedeckt sind. Kleine Unternehmen bekommen so ebenso die Möglichkeit, an einem Thinking Circle teilzunehmen, wie große Unternehmen. Dadurch, dass die Unternehmen die Verantwortung für die Übernahme der Gesamtkosten bereits am Anfang des Prozesses übernehmen, zeigen sie sich auch solidarisch gegenüber Sustainable Thinking. Das Commitment der Unternehmen gibt uns viel Planungssicherheit.
Neben der finanziellen Verantwortung übernehmen die Teilnehmenden zusätzlich auch soziale Verantwortung innerhalb des Prozesses. Sie verhalten sich nicht wie Kunden, sondern nehmen als Mitglieder eine aktive Rolle ein. Sie sind verantwortlich dafür, dass Thinking Circles wirksam sind und das transformative Potential aus der Kooperation der Nachhaltigkeitsakteure in ihren jeweiligen Unternehmen voll zum Tragen kommt.
MYZELIUM: Neben den Thinking Circles habt ihr noch ein weiteres gemeinschaftsbasiertes Projekt. Worum geht es hier?
Sustainable Thinking: Wir bauen einen Hub von Akteuren aus dem Bereich Nachhaltigkeit auf, die eigene gemeinschaftsbasierte Projekte oder Unternehmen aufbauen möchten. Ein Jahr lang werden wir sie dabei begleiten, ihre Ideen gemeinschaftsbasiert umzusetzen. Dadurch können sie ihre Visionen verwirklichen und das tun, was sie wirklich bewegt.
Das sollen sie nicht alleine machen. In unserem Hub kommen Menschen zusammen, die ähnliche Ideen haben und aus dem Bereich Nachhaltigkeit kommen, häufig aus dem Hochschulbereich. Diese Menschen erstellen ein Konzept für ihr gemeinschaftsbasiertes Organisationsmodell, finden dann ihre Community und verstetigen im Anschluss ihr Projekt. Sie lernen in diesem Prozess natürlich ganz viel voneinander, unterstützen sich gegenseitig, kooperieren miteinander und bauen eventuell sogar etwas gemeinsam auf. All das möchten wir mit dem Hub ermöglichen.
MYZELIUM: Welche Auswirkung hat Corona auf eure Vorhaben?
Sustainable Thinking: Eigentlich hat Corona keine Auswirkungen. Corona befördert sogar unser Vorhaben. Denn nie war es klarer, dass im Bereich Nachhaltigkeit Wettbewerb und Konkurrenz abgelöst werden sollten und nur Solidarität und Kooperation wirklich funktionieren. Gerade, wenn es darum geht, Unternehmen nachhaltiger aufzustellen. Das schafft kein Unternehmen alleine. Hier hat die Coronakrise den Handlungsdruck erhöht oder noch deutlicher gemacht, wie wichtig es ist, zu kooperieren. Nur gemeinsam können wir Lösungen für sehr komplexe Fragestellungen finden und nachhaltige Transformationsprozesse vorantreiben.
Comments