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Das MYZELIUM ... und ich


Autorin: Sara von SoliReklame.info Skizzen: Silke Schmidt


Kennengelernt habe ich das MYZELIUM 2019 auf dem „WeThinking Forum“ der Kommunikationslotsen. Coole Veranstaltung. Megacoole Leute. Alle wollen Veränderung. Fast alle arbeiten schon daran - in unterschiedlichen Bereichen und mit verschiedenen Methoden. Neben Michaela und Timo vom MYZELIUM ist auch Kalle von “your company“ und Uwe vom „Premium Kollektiv“ dort und halten Impulsvorträge.


Als das MYZELIUM an der Reihe ist und Timo ausholt, um zu beschreiben, wie man Dörfer wiederbelebt und die Dorfkneipe solidarisch und gemeinschaftsbasiert aufstellt, schlägt mein Herz schneller: „Wie gut ist das denn?!“ denke ich (die gerade überlegt aus der Großstadt aufs Land zu ziehen und, ja, auch ein bisschen Angst hat, sich zu langweilen). Schnell wird mir klar: „Was die Beiden da erzählen ist groß. Also richtig groß!“ Die Prinzipien der solidarischen Landwirtschaft auf andere Wirtschaftsbereiche zu übertragen, bedürfnisorientierte Angebote aufzubauen, auf der Grundlage von Beziehungen zu wirtschaften und damit die Welt besser machen: Wow. Ich bin schockverliebt. Und das bin ich nicht oft. Ich melde für den folgenden Open-Space eine Arbeitsgruppe an. Titel: Wie bekommen wir die MYZELIUM-Ansätze in die Breite?


Zwei Jahre später beginnt das Onboarding für die 3. Lern- und Handlungsgemeinschaft. Im ersten Jahrgang war ich mit an Bord, habe zeitgenossin.info gegründet und SoliReklame zusammen mit Michael aufgebaut. Für die Menschen des zweiten Jahrgangs und Nadines Hub - Leuchttürme und Graswurzeln - haben wir gemeinsam das Konzept der Pat*innen und der Supporter-Communitys entwickelt und angeboten. Und jetzt bin ich im Anbieter*innen-Team für die 3. Lern- und Handlungsgemeinschaft.

Und weil ich meine Geschichte der letzten zwei Jahre so schön finde, habe ich Michaela und Timo nach ihrer Geschichte mit dem MYZELIUM gefragt.

Und wie das so ist, wenn man Michaela Interviewfragen schickt, bekommt man schnell eine ausgearbeitet Antwort. Wenn man Timo um das Gleiche bittet, erklärt er zuerst die Frage: „Wer seid ihr denn?“ für langweilig, um dann bei einem Zoom-Termin knapp zwei Stunden darüber zu sprechen. Ab und an schleicht sich dabei in meine Phantasie das Bild eines immer schon zu klugen Jungen ein, der irgendwann später beschließt, die Welt auf den Kopf zu stellen, im Hintergrund eine Weltkarte und im Arm eine weiße Katze, die er sanft streichelt.


Das großartige ist, dieser geniale Mensch (und ja, das ist er wirklich!) hat Michaela. Eine kluge, gechillte Frau mit BWL-Studium, Bankerfahrung und hoher Methodenkompetenz, die Ideen vermittelbar macht, strukturiert und Prozesse aufsetzt. Timo darf daher sein, wie er ist – und beide zusammen machen die Welt besser. Wirklich! Richtig merkbar besser. Sie begleiten angehende Unternehmer*innen von nachhaltigen Projekten und bringen Menschen bei, wie man gute Projekte aufsetzt und begleitet.



Frage: Wie ist das MYZELIUM entstanden?

Michaela: Timo war gerade dabei, ein Co-Working Space zu gründen, baute die Gemeinschaft dafür auf und ich wurde Mitglied. Der Co-Working Space durfte leider nicht an dem anvisierten Ort entstehen – aber Timo und ich telefonierten fast täglich und entwickelten das MYZELIUM nun als ortsunabhängiges Ökosystem für gemeinschaftsbasierte Gründer*innen und Unternehmer*innen weiter.


Frage: Aus welchen (Puzzle)Teilen besteht das MYZELIUM derzeit?

Michaela: Ein Puzzle-Teil ist die Aufbereitung und Verbreitung von Know-How rund um gemeinschaftsbasiertes Wirtschaften. Dazu gehören unsere Vorträge, Workshops, der MYZELIUM Podcast, unser Blog und das anstehende Buch (mehr dazu folgt bald!).


Das zweite Puzzle-Teil ist die konkrete Gründungbegleitung beim Aufbau gemeinschaftsbasierter Projekte, zum Beispiel Food Coop, Solawi, Carsharing, Coworking oder Yoga. Egal, welches Projekt du gemeinschaftsbasiert umsetzen möchtest, im MYZELIUM findest du Unterstützung. Werde Teil eines Hubs und setze dein eigenes Projekt um.


Das dritte Puzzle-Teil betrifft all diejenigen, die nicht nur ein eigenes gemeinschaftsbasiertes Projekt aufbauen, sondern anderen zeigen möchten, wie es geht! Werde Teil der Lern- und Handlungsgemeinschaft und lerne, wie du eine Art „Begleiter*in“ für gemeinschaftsbasiertes Wirtschaften wirst. Du zeigst dann anderen Menschen, wie sie ihre gemeinschaftsbasierten Projekte aufbauen können.


Das vierte Puzzle-Teil betrifft die Wissenschaft. Wir bringen gemeinschaftsbasiertes Wirtschaften in Forschung und Lehre. Dazu sind wir gerade im Aufbau einer internationalen Forschungsgemeinschaft. Mit Forscher*innen aus Deutschland, Italien, Luxemburg, den Niederlanden, Finnland und Tschechien stehen wir in Kontakt! Darüber hinaus stoßen wir europäische Forschungsprojekte an und ziehen Fördergelder an Land, sodass sich mehr Menschen wissenschaftlich mit gemeinschaftsbasiertem Wirtschaften beschäftigen können.



Frage: Wie kann ich mir eure Zusammenarbeit vorstellen?

Timo: Ich bin kein Wissenschaftler – und nur aus Versehen Unternehmer. Ich bin eigentlich Künstler und brauche den Flow. Ich muss mit Menschen reden. Dabei entwickeln sich neue Konzepte in mir. Meist läuft das so: In mir nagt etwas, es gibt ein Problem, es hakt – dann beginnt es in mir zu arbeiten und ich brauche ein Gegenüber. Ich spreche es aus und daraus formt sich die neue Idee. Spannend – ich entwickele oft die Anfangsphase und dann wechseln wir. Michaela weiß, wie wir es vermitteln können. Ich mache Impulse. Und ganz klar: Es geht nur in der Kombi. Und am Ende entsteht eine neue, gemeinschaftsbasierte Organisation.

Frage: Was gefällt euch an eurer Arbeit?

Michaela: Ich liebe meine Arbeit im MYZELIUM, weil ich dort täglich Kontakt zu so wundervollen Menschen habe und diese dabei begleiten darf, ihre Herzensprojekte umzusetzen. Das ist sehr erfüllend! Außerdem bin ich dankbar dafür, dass ich mit dem MYZELIUM den Wandel unserer Welt mitgestalten und fördern darf. Und drittens – nicht zu unterschätzen – liebe ich es, meine eigene Chefin zu sein und mich selbst frei entfalten zu dürfen.


Timo: Traumjob! MYZELIUM sieht aus wie ein Masterplan, um mir den idealen Job zu schaffen – naja, wir haben eigentlich gegenseitig unsere idealen Jobs geschaffen. Weißt du, ich bin ein ganz schlechter Angestellter, weil ich eigene Ideen habe – das passt nicht in hierarchische Systeme. Ich kann mich nicht dazu zwingen, Dinge zu tun, die ich nicht tun will. Und beim MYZELIUM geht es eben nicht um Ausbeutung, sondern wir schaffen eine neue Betriebswirtschaft. Es ist mir eine tiefe Genugtuung, dass es praktische Wirtschaftssoziologie geben kann. Wirtschaftssoziologen sind in meinen Augen Ausbeutungsverhinderer. Und das brauchen wir.


Frage: Was überrascht euch bei eurer Arbeit?

Michaela: Wie viel wir jeden Tag aufs Neue lernen dürfen! Egal auf welcher Ebene. Über uns selbst, andere Menschen, das Miteinander zwischen ihnen, Fakten über Projekte aus unzähligen Wirtschaftsbereichen, rechtliche Gegebenheiten, und, und, und …


Frage: Ist das MYZELIUM politisch?

Timo: Das MYZELIUM gehört keiner Partei an, aber das was wir tun, ist natürlich trotzdem sehr politisch! Alle Mitglieder des MYZELIUM Ökosystems bekennen sich zu den Grundsätzen der Menschenrechte. Sie treten rassistischen Bestrebungen sowie diskriminierenden und menschenverachtenden Verhaltensweisen gegenüber anderen Menschen aktiv entgegen.


Michaela: Das MYZELIUM Ökosystem sieht sich als Teil einer offenen, nachhaltigen, inklusiven und demokratischen Gesellschaft und fördert die freie Presse und Wissenschaft. Mitglieder arbeiten mit Organisationen zusammen, welche die Gesundheit von Menschen und Tieren sowie die Regenerationsfähigkeit der Umwelt fördern. Wer dem entgegen handelt, findet im MYZELIUM keine Kooperationspartner*innen.

Frage: Wie sieht die Zukunft des MYZELIUM aus?

Michaela: Das ist auch für uns eine Überraschung. Denn genauso wie in der Natur wächst und gedeiht auch das MYZELIUM. Und wir sind jederzeit bereit, unsere eigene Position im Ökosystem zu verändern. So haben wir am Anfang selbst die Gründung von Einzelprojekten begleitet. Inzwischen machen das die „Begleiter*innen“, die in der Lern- und Handlungsgemeinschaft einen eigenen Hub gemeinschaftsbasierter Gründer*innen aufgebaut haben.


Gerade zeigen wir anderen Menschen, wie sie selbst Lern- und Handlungsgemeinschaften anbieten können und bilden mit euch Teams. Und der nächste Schritt? Wer weiß! Auf jeden Fall kommen wir unserer Vision in kleinen Schritten immer näher, gemeinschaftsbasiertes Wirtschaften in die Welt zu tragen. In wenigen Jahren wird vielleicht schon jede Person, die ein Unternehmen gründen möchte, wissen, dass sie nicht nur marktbasiert, sondern auch gemeinschaftsbasiert gründen kann. Stellt euch das mal vor, wie wahnsinnig schön, wenn wir endlich (wieder) eine vielfältige Wirtschaft voller nachhaltiger, solidarischer, inklusiver Geschäftsmodelle haben! Wir verstehen uns dabei natürlich als Teil einer größeren Bewegung.


Timo: Ich will, dass man am gemeinschaftsbasierten Wirtschaften nicht vorbei kommt. Dass wir weiter Menschen empowern und für Zukunft sorgen. Das MYZELIUM ist ein Baustein für unternehmerisch denkende Menschen, ihre guten, coolen, nachhaltigen Sachen in die Welt zu bringen. Und die einzige Grenze setzt deine eigene Kooperationsfähigkeit. Niemand von uns hat DEN Plan. Wir müssen aushalten, dass wir Pionier*innen sind – wir verlassen sichere Pfade.




Wo kann ich noch mehr über das MYZELIUM erfahren? Oder: Wie kann ich mitmachen?

Email: info@MYZELIUM.com

Web: www.MYZELIUM.com

Instagram: www.instagram.com/MYZELIUM_com/

Facebook: www.facebook.com/MYZELIUM

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